Les Baricades Mistérieuses – ‚Minimal Music‘ im Barock und heute

Les Baricades Mistérieuses - ‚Minimal Music‘ im Barock und heute Christoph Schanze, Klavier

Christoph Schanze, Klavier

Sonntag, den 19. März 2023
um 18.00 Uhr
im Schloss Hungen
im Blauen Saal
Schlossgasse 11
35410 Hungen

Eintritt: 12.- Euro; ermäßigt 9.- Euro

Der Titel Les Baricades Mistérieuses, den der französische Barockkomponist François Couperin einem seiner Cembalostücke gegeben hat, ist rätselhaft. Sind die „geheimnisvollen Barrikaden“ Masken bei einem Maskenspiel? Sind es die Wimpern einer schönen Frau? Ist es die Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Leben und Tod? Oder bezieht sich der Titel auf die musikalische Struktur des Stücks? Diese ist einzigartig und enigmatisch: Es entfaltet sich eine endlos wirkende Klangfläche aus gebrochenen Akkorden, deren Harmonien ineinanderfließen und die beim Hören einen beinahe hypnotischen Bann ausüben. Es scheint fast so, als hätte Couperin in diesem und ähnlich angelegten Stücken Prinzipien der sich seit den 1960er Jahren entwickelnden Minimal Music vorweggenommen. Solchen faszinierenden Querverbindungen geht das Konzertprogramm des Pianisten Christoph Schanze nach.
Präsentiert werden ausgewählte Werke zeitgenössischer Komponisten, die der Stilrichtung der ‚Minimal Music‘ zuzuordnen sind. Ihr Kennzeichen sind repetitive Strukturen: melodische, rhythmische oder harmonische Elemente werden aneinandergereiht und in leichten Variationen und Verschiebungen vielfach wiederholt, wodurch serielle Klangflächen mit einer oftmals meditativen Wirkung entstehen. Erklingen werden Werke von Philip Glass und Yann Tiersen (Filmmusik aus Le fabuleux destin d’Amélie Poulain). Diese Kompositionen treten mit ‚seelenverwandter‘ Musik aus dem deutschen und französischen Barock, die ursprünglich für das Cembalo vorgesehen ist, in den Dialog. Neben ausgewählten Präludien von Johann Sebastian Bach sind u.a. Werke von François Couperin und Jacques Duphly zu hören. Ein einführender Kommentar erläutert das Konzept des Konzertprogramms.

Christoph Schanze studierte Germanistik an der Universität Tübingen sowie Musik an der Hochschule für Musik in Trossingen mit den Hauptfächern Klavier bei Gernot Hanschke und Gesang bei Prof. Andreas Reibenspies. Zudem erhielt er Cembalounterricht bei Prof. Marieke Spaans und Dirigierunterricht bei Prof. Manfred Schreier. Er ist Gründungsmitglied und künstlerischer Leiter des Vokalquintetts „ensemble l’art vocal“ und regelmäßiger Gastdirigent des Hechinger Kammerorchesters. Mit beiden Formationen gab er in den vergangenen Jahren viel beachtete Konzerte. Darüber hinaus machte ihn seine ausgeprägte Konzerttätigkeit als Pianist und Cembalist, sowohl solo als auch kammermusikalisch, einem breiten Publikum bekannt. Dr. Christoph Schanze ist an der Justus-Liebig-Universität Gießen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für deutsche Literaturgeschichte mit Schwerpunkt Mittelalter/Frühe Neuzeit tätig.