Einfach wachsen lassen! – Jahreskalender 2023 mit Fotographien

Fotojahreskalender 2023

Wer einen Zier-Garten besitzt, der möchte auch viel Freude an seinem Garten haben. Dies ist in Zeiten des voranschreitenden Klimawandels nicht so einfach. Vieles, was bisher funktioniert hat, geht nicht mehr. Zuvor pflegeleichte Pflanzen, wie Rhododendren und Hortensien, überleben einen trockenen Sommer nur noch, wenn intensiv gewässert wird. Die Gartenpflege im Klimawandel ist somit deutlich aufwendiger geworden.

Dieser Kalender möchte daher einige Anregungen geben, wie mit wenig Aufwand ein vielfältiger bunter Garten gestaltet werden kann, der den Extremwetterereignissen im Klimawandel trotzt. Das Geheimnis eines pflegeleichten Gartens liegt in starken Pflanzen. Nachfolgend werden einige dieser auch zukünftig klimaangepassten Pflanzen beispielhaft benannt. Sind diese Pflanzen im Garten einmal etabliert, dann heißt es nur noch: Einfach wachsen lassen!

Tipp 1 Zwiebelpflanzen

Von den zur Verfügung stehenden Zwiebelpflanzen, sind als Frühjahrsblüher Krokusse (Bild 1 u. 3) an erster Stelle zu empfehlen. Sie können im Garten nahezu überall wachsen und machen sich auch gut auf Rasenflächen. Einmal in die Erde gesteckt, können sie mehrere Jahrzehnte alt werden und sich durch Zwiebelteilung weiter vermehren. Kommen Wildkrokusse (Elfenkrokusse) zum Einsatz, vermehren diese sich auch durch Samenbildung und können somit im Laufe der Zeit flächendeckende Blütenteppiche bilden. Man investiert einmal in die Pflanzung und kann sich dann ein Leben lang an den Blüten erfreuen. Da die Krokusse einige Wochen nach der Blüte von selbst verschwinden, benötigen sie keine weitere Pflege. Ökologisch sind Krokusse besonders wertvoll, da sie andere Pflanzen nicht verdrängen und im Frühjahr sehr viele Pollen und Nektar für Insekten produzieren.
Weiter zu empfehlende Zwiebelpflanzen sind Narzissen. Hier sollten ungefüllte Sorten verwendet werden, die meist sehr gut duften und über die Jahre hinweg größere Blütenhorste bilden. Auch Tulpen profitieren vom Klimawandel, da sie im Sommer einen trockenen Boden benötigen, um nicht zu verfaulen. Allerdings werden Tulpen gerne von Mäusen gefressen.
Zu den Zwiebelpflanzen gehören auch verschiedene Laucharten, die bis in den Sommer hinein blühen. Dabei kann auch der Schnittlauch als dekorative Zierpflanze im Staudengarten verwendet werden.

Tipp 2 Samenpflanzen

Die meisten Samenpflanzen, so sagt man, suchen sich selbst den geeigneten Standort im Garten. Neben den einjährigen Pflanzen, die im wahrsten Sinne durch den Garten wandern, gibt es hier auch zahlreiche zwei- bis mehrjährige Pflanzen. Das Säen von Pflanzen hat den Vorteil, dass sich die Wurzeln dieser Pflanzen natürlich entwickeln können und nicht durch einen Pflanzvorgang beschädigt werden. Samenpflanzen können trockene Phasen zudem als Samenkorn überstehen und anschließend auskeimen.

Gut geeignete Samenpflanzen sind z.B. Stockrosen, Mohnpflanzen, Glockenblumen, Fingerhut, Akelei, Lichtnelken und viele mehr. Stockrosen (Titelbild; Bild 5 u. 9) sind mehrjährige Pflanzen, die eine ausdauernde Wurzel entwickeln. Besonders gut gedeihen sie direkt vor Gebäuden oder Mauern. Bei der Aussaat besiedeln sie auch Wegritzen. Sie haben eine sehr lange Blütezeit von Juni bis Oktober. Stockrosen und die anderen genannten Blühpflanzen verschönern Weg- und Hofbereiche, ohne dass Beikräuter wie der allgegenwärtige Löwenzahn entfernt werden müssen. Damit lassen sich wilde, aber dennoch attraktive Ecken gestalten. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt.

Tipp 3 Stauden und Kräuter

Gartenkräuter, wie Salbei (Bild 6), Lavendel, Oregano, Zitronenmelisse und andere gehören zu den dankbarsten Blühpflanzen im Sommer. Nimmt man noch den etwas frostempfindlichen Rosmarin dazu, kann man ein Blütenangebot von Anfang März bis Ende September mit diesen Kräutern organisieren. Dabei sind Kräuter sehr pflegeleicht. Ein einmaliger Rückschnitt im Jahr reicht aus. Zitronenmelisse und Oregano müssen einmal im Jahr etwas zurückgedrängt werden, damit sie nicht die alleinige Herrschaft im Beet übernehmen.
Nachdem die Kräuter abgeblüht sind, bedarf es noch einiger Stauden, um die Blütezeit bis in den November hinein zu verlängern. Besonders bewährt haben sich Herbstastern (Bild 10). Hierbei sollten man alte Sorten aus dem Bauerngarten verwenden, die über Jahrzehnte hinweg Jahr für Jahr blühen.

Genießen und Staunen

Wenn die ersten Pflanzen den Garten erobern und teilweise aus eigenen Kräften gestalten, gibt es viel zu entdecken und zu beobachten. Zum Beispiel bei den Stockrosen. Hatte man anfangs nur einfarbige Stockrosen, entwickeln sich im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Farbkombinationen (Bild 5 u. 9). Auch bei den Primeln (Bild 3) kann man Genetik live miterleben. Hier kreuzen sich gelbe Wildprimeln mit farbigen Gartenprimeln. Das Produkt dieser Kreuzung ist die rote, langstielige Primel.
In einem auf die Naturkräfte basierenden Garten ist man nie allein. Insekten (Bilder 3, 5 u. 7-10) sind in großer Anzahl und Vielfalt das ganze Jahr über anzutreffen. Im Klimawandel ist es besonders wichtig, dass wir bereits im zeitigen Frühjahr und im späten Herbst noch Blüten im Garten haben. Schmetterlinge, wie z.B. der Admiral (Bild10), die früher in den Süden gezogen sind, überwintern nun bei uns und sind auf ein entsprechendes Blütenangebot angewiesen.

Abschließend wünsche ich viel Spaß und Freude beim „Einfach wachsen lassen“.

Erläuterungen zum Garten-Kalender 2023
von Thomas Ullrich, Schloss Hungen

Bildnachweis:

Titelbild: rote Stockrosen; Januar: Gartenkrokusse; Februar: Hohe Schlüsselblume; März: Krokus mit Honigbiene; April: Akelei und gelber Mohn; Mai: Hummel auf Stockrose; Juni: blühender Salbei, Lavendel; Juli: Wildbiene auf Weidenröschen; August: Schwebfliegen auf Mohn; September: Hummel auf Stockrose; Oktober: Admiral auf Aster; November: Weidenröschen, Samen; Dezember: Klatschmohn mit Wassertropfen